Streit mit der Schwiegermutter

Neben der Schwiegermutter zu leben ist nie einfach – es existieren zu viele Konfliktpotenziale. Wenn es sich dann auch noch um ein besonders überfürsorgliches Exemplar handelt, das den Sohn auch weiterhin so bemuttert als wäre er erst sechs Jahre alt, erhöht das die Streitgefahr immens.

Als Frau eines solch behüteten Mannes hat man im Prinzip schon verloren. Der Sohn wird auf ein Podest gestellt, keine Frau kann jemals gut genug für ihn sein. Und so beginnt er – der unfreiwillige Kampf gegen die Schwiegermutter, welche man im Prinzip doch eh nur auf seiner Seite haben möchte.

Man möchte ihr beweisen, dass man den Haushalt im Griff hat, die Wäsche stets gewaschen und gebügelt ist, man frisch und gesund kochen kann… Die Liste ist endlos. Es würde einem viel Mühe ersparen, einfach zu akzeptieren, dass keine Frau je gut genug für den Sohn sein könnte. Aber so einfach ist das nun mal nicht – zumindest nicht in meinem Fall.

Es kam wie es kommen musste – Schwiegermama in Spe konnte es gar nicht erwarten, sich heimlich Burlis Wäsche zu krallen, damit die böse Schwiegertochter auch ja keine Gelegenheit dazu hatte, Hosen und Pullover zu verwaschen. Selbstverständlich lief ich dabei regelmäßig Amok, wollte ich doch nur zeigen, dass ich es alleine genauso gut hinbekam.

Selbiges Problem tauchte beim Essen auf – bei jeder sich bietenden Gelegenheit wird uns auch heute noch durch die Blume mitgeteilt, dass wir uns angeblich nur von Fertiggerichten ernähren und wir nur dann frische Zutaten zu Gesicht bekommen, wenn sie gnädigerweise für uns kocht. Dass wir sehr wohl Salate und Gemüse zubereiten können, wird gekonnt ignoriert. Auch Aussagen wie „Wenn das Baby alt genug ist, wird die Oma gaanz viel kochen – da gibt es dann Palatschinken, und Mohnnudeln, Germknödel und gebackene Mäuse, Schnitzel und Schinkenfleckerl…“ kann ich nicht mehr hören. Was mache ich dann als Mama? Nur für mich alleine kochen oder wie? Mal davon abgesehen, dass die Speisenauswahl nicht gerade nach allzu gesunder Ernährung klingt.

Schwiegermutti bildet sich auch ein, dass ich jede einzelne Zimmerpflanze sterben lasse – aus diesem Grund hat sie meinem Mann verboten, mir eine schöne Palme zum Geburtstag zu schenken. So etwas finde ich verletzend, vor allem weil meine Pflanzen großteils bereits über 6 Jahre alt sind (und wohin verschwinden sämtliche dir geschenkte Pflanzen kurze Zeit später hin, liebe Schwiegermama?? DER grüne Daumen ist wohl auch doch nicht so der grünste…). Ohne es verhindern zu können, goss sie bei jeder Gelegenheit sämtliche meiner Pflanzen, sobald ich kurz den Raum verließ. Indizien waren jedes Mal verstreute Erdkrümel und abgefallene Blätter.

Wie man es auch hinbiegen möchte, es ist einfach nichts gut genug. Kindererziehung, Haushalt, Garten – egal, wir Jungen machen prinzipiell alles falsch.

So kam es dann vor gut einer Woche zum Streit. Wir kamen gerade vom Besuch bei meinen Eltern nachhause – ihre einzige Aufgabe bestand während dieser Zeit darin, die Tiere zu füttern. Laut Alarmanlagenprotokoll war sie einmal recht lange bei uns im Haus, also befürchtete ich bereits das Schlimmste.

Aufgeräumt war schon mal nicht, alles stand an seinem Platz. Der Basilikum war etwas eingeweicht (es stand Wasser im Topf) und er hatte einen neuen Übertopf bekommen. So weit so gut… Bei der Grünlilie traf mich dann jedoch der Schlag – alles hing traurig hinunter, gerade so, als hätte sich eine unserer beiden Katzen mitten hineingesetzt. Ursache war wohl eine Kombination aus größerem Übertopf und einer ordentlichen Portion Wasser…

Schon mal deshalb leicht verstimmt, bemerkte ich, dass aus unserem Wäschekorb einiges an Schmutzwäsche fehlte. „Das habe ich dir schon gewaschen und gebügelt“, zwitscherte sie zuckersüß – und das, obwohl ich explizit gesagt hatte, dass ich die Wäsche nach unserer Rückkehr alleine schaffen würde.

Der Grund war – wie ich später von meinem Mann erfahren würde – dass sie es nicht ertragen konnte, die von ihr zu Weihnachten geschenkten Babysachen bei der Schmutzwäsche vorzufinden. Wo gibt man denn bitteschön sonst Kleidung hin, die man waschen möchte??

Nach meinen Entdeckungen wagte ich es zu sagen, dass mich ihre geheimen Aktionen störten und dass sie mir das Gefühl gab, in ihren Augen rein gar nichts richtig machen zu können. Aufbrausend beschwerte sie sich darüber, sah überhaupt nicht ein was ich meinte.

Nach zwei Tagen Funkstille – von mir aus hätten es ruhig noch ein paar mehr sein können – ließ ich mich von meinem Mann breitschlagen, mich mit ihr zu versöhnen. Das war gar nicht so einfach, denn anstatt meine Entschuldigung anzunehmen, hielt sie eine halbstündige Schimpftirade ab.

Ich sollte froh sein so eine Schwiegermutter zu haben, sie wollte mir nur helfen und ich war undankbar, würde sie unbegründeter Weise in die Rolle der bösen Schwiegermutter zwängen … Es ging noch ewig so weiter. Mir lag so viel auf der Zunge, doch ich schwieg. Schließlich hatte ich es versprochen.

Nach meiner fünften Entschuldigung (innerlich brodelnd) meinte sie, wir sollten das Ganze einfach vergessen. Ganz toll, viel Getue ohne Ergebnis – alle Aufregung umsonst. Ich darf mich weiter ärgern…

Liebe Schwiegermütter! Bitte lasst uns hin und wieder auch ein bisschen Privatsphäre. Wir sind starke, unabhängige Frauen, die ihren Haushalt alleine schaffen und auch gerne mal von selbst um Hilfe bitten, wenn diese gebraucht wird. Aber nur nach Absprache!

Hin und wieder wollen wir nicht mehr, als nur eure Wertschätzung dafür, was wir alles leisten (können). Ein friedliches, respektvolles Miteinander kann doch kein Wunschtraum sein!